Wie Robbi zu uns kam, habe ich
ausführlich hier
auf
seiner Webseite erzählt. Ziemlich bald, nachdem er bei uns
eingezogen war, habe ich Fotos und Berichte von Erlebnissen,
Ereignissen und Anekdoten festgehalten mit dem Ziel, bloß
nichts zu vergessen. Heute freue ich darüber, dass meine
Erinnerungen beim Stöbern wach werden. Ich habe zwar immer
nur das aufgeschrieben und gezeigt, was ich in der
Öffentlichkeit des Netzes vertreten konnte, doch für meine
eigenen Rückblicke ist das ausreichend, denn die Details
kommen von allein in meinen Kopf.
Robbi war von Anfang an ein
unkomplizierter, freundlicher und intelligenter Hund. Er
musste nicht erzogen werden. Man musste ihm nur verständlich
machen, was man wollte, und schon tat er es. Ich erinnere
mich, dass ich ihm, noch ganz klein, einen Tagesspiegel ins
Maul legte und ihm bedeutete, er solle ihn die Treppe hinauf
zu Herrchen bringen. Prompt lief er hoch, sprang ins Bett
und legte sie Günter auf den Bauch. Ähnliche Überraschungen
erlebten wir oft mit ihm.
Er ließ sich, ohne sich zu
zieren, Halsband, Geschirr oder Mäntelchen anlegen. Er zog
nicht an der Leine. Er fühlte sich schapendoeswohl bei uns
und verteilte Liebe und Aufmerksamkeit gleichmäßig auf seine
beiden Menschen. Vielleicht hat ein Spiel dazu beigetragen,
das wir von Anfang an zu seiner großen Freude mit ihm
gespielt haben: Wir stehen uns, in weitem Abstand
voneinander, gegenüber. Robbi rennt von einem zum anderen
und bekommt von jedem ein kleines Leckerchen. Hin und her,
mit Begeisterung und hohem Tempo.
Robbi liebte überhaupt Menschen
mehr als seine Artgenossen. Zwar tobte und rannte er gern
mit Hunden um die Wette, doch engere Kontakte wie das
Balgen, was andere Hunde so lieben, mochte er gar nicht und
zog sich zurück.
Auch anders als die meisten Hunde
mochte er nicht mit dem Ball spielen. Werfen lassen und
zurückbringen - einmal, zweimal vielleicht - und das wohl
mehr, um mir einen Gefallen zu tun. Seinen Softfußball
jedoch mochte er gern mit der Schnauze zurückschießen, wenn
ich ihn ihm zuwarf. Frisbyscheiben bitte nur aus weichem
Material! Und Plüschtiere. Viele Plüschtiere. Bei Robbi
gingen keine davon kaputt, wenn er sie durch die Gegend trug
und in die Spielkiste räumte. So hatte er sie alle bis an
sein Lebensende. Anfangs kannte er sie alle mit Namen, doch
wir vernachlässigten dieses Spiel zugunsten anderer, und so
vergaß er einen großen Teil. Weil sich im Laufe der Zeit
immer mehr davon ansammelten, verschenkte ich einige, frisch
gewaschen, an Kinder.
Robbi lag immer bei mir: auf dem
Bett, bis ich aufstand, und wenn ich Yoga machte. Er lag
draußen neben der Liege, wenn ich las. Er schaute um die
Ecke, wenn ich zu lange im Bad war: "Bist du nicht bald
fertig?" Er wartete am Treppenabsatz: "Kommst du endlich?",
stoppte auf der Treppe, wenn ich zurückging, um noch ein
Taschentuch zu holen, und rannte los, wenn ich endlich
runterging. Wir waren ein tolles Team.
Mittagschlaf machte er mit
Günter. Ohne Robbi wurde auch keine Anhängerladung Laub
weggebracht. Überhaupt fuhr Robbi gerne Auto, am liebsten
auf dem Beifahrersitz. Bei Tante Kükemück kaufte
Günter oft ein und vergaß nie die Wurstscheiben oder
Schabefleisch für sein Hundchen, was sehnsüchtig auf dem
Fahrersitz wartete und für Erheiterung bei Passanten sorgte.
Solche Rituale gab es viele. Nach
dem weichen Hauptfutter bekam er immer drei harte
Straußensticks zum "Zähneputzen". Schließlich mussten die
Zähne ja auch etwas zu tun haben, um gesund zu bleiben. Das
war gelungen, denn seine Zähne wurden bis zum Schluss
bewundert.
Jeden, wirklich jeden Abend
setzte sich Robbi vor mich hin und schaute mich unablässig
an. Ich wusste, was er von mir wollte, doch ich ließ ihn
immer ein bisschen schmoren. Nach einiger Zeit brummte er
einmal, ganz leise. Hat sie das nicht gehört? Also
noch einmal, jetzt etwas lauter, aber noch zaghaft. Bis er
einmal ungeduldig bellte, brauchte es ziemlich lange. So
lange wartete ich selten. Endlich stand ich auf, und Robbi
kriegte sich vor Freude gar nicht ein. Ich holte aus dem
Leckerchenschrank zwei Aldistangen und teilte sie in kleine
Stückchen. Jetzt musste er in den Flur hinaus. Ich schloss
die Tür und versteckte die Leckerbissen im Wohnzimmer. Dann
schoss Robbi ins Zimmer und begann zu suchen. Ich bemühte
mich, jeden Tag neue Verstecke zu finden, was gar nicht so
einfach war. Robbi fand alle in Windeseile. Dann bekam er
zum Schluss noch ein Extrawürstchen und wusste, dass das
Spiel vorbei war. Zufrieden zog er sich zurück.
Erst einmal ging er in sein Häuschen
und kratzte, laut und energisch. Das konnte schon ein
Weilchen dauern. Zwei Schmutzfangmatten, die wir als Boden
in die Box gelegt hatten, hat er im Laufe der Zeit
durchgekratzt. Dann legte er sich für kurze Zeit zur Ruhe,
um dann doch lieber seinen Platz am Fußende im Bett
einzunehmen.
Zufriedenheit schien in seinem Leben
überhaupt vorzuherrschen. Sein Futter fraß er, bis er
satt war. Oft ließ er eine gute Portion im Napf zurück.
Robbi war nie fordernd. Auf seine Rituale bestand er
allerdings. Sein Betteln am Tisch war sehr dezent, und wenn
er merkte, es kommt nichts, gab er schnell auf. Im
Restaurant lag er ruhig , bis der Kellner mit dem großen
Portemonnaie kam. 'Jetzt geht es nach Hause', bekam er
sofort mit und hatte es nun eilig. Einmal waren wir auf dem
traditionellen Celler Weinfest. Die Bänke waren voll
besetzt. Wir saßen mit mehreren fremden Leuten eng gedrängt
am Tisch. Als wir uns nach längerem Aufenthalt erhoben, um
zu gehen, rief eine Frau plötzlich: "Hier war ja ein Hund!
Den habe ich gar nicht bemerkt!" Er hatte die ganze Zeit
still unter dem Tisch gelegen.
Und Robbi hat nie geklaut. Ich habe ihn
oft in Versuchung geführt und beobachtet, wie er reagiert.
Zum Beispiel stellte ich den Teller mit unserem Abendessen -
lecker nach Braten duftend - auf den niedrigen Couchtisch.
Ich versteckte mich hinter der Tür. Robbi setzte sich neben
den Teller und bewachte ihn. Mehr passierte nicht. Oder ich
ließ nur leicht eingewickelte Wurstscheiben im Auto liegen.
Nichts. Er hatte sie nicht angerührt, als ich zurückkam.
Natürlich gab ich sie ihm jetzt zur Belohnung.